Wo ist da? Wo ist dort?

Wo ist da, wo ist dort?

Ein paar Tipps für den richtigen Umgang mit blinden Fahrgästen

Die Wiener Linien unternehmen große Anstrengungen und investieren gewaltige Geldmittel, um die Benutzung von U-Bahn, Straßenbahn und Autobus auch für sehbehinderte Menschen möglichst einfach und problemlos zu gestalten. So sind schon alle U-Bahn-Stationen mit Aufzügen ausgerüstet. Jeder Aufzug besitzt Druckknöpfe, die mit Blindenschriftzusatz versehen sind. Derzeit sind fast 90% aller U-Bahn-Stationen mit einem tastbaren Leitsystem für sehbehinderte und blinde Fahrgäste ausgestattet.

Trotz dieser vielen technischen Hilfsmittel sind blinde Fahrgäste aber immer wieder auf unsere Hilfe angewiesen.

Vielleicht möchten auch Sie gerne helfen, sind aber verunsichert, weil Sie nicht recht wissen wie.

Hilfe zur Selbsthilfe

Überfürsorgliche Hilfestellungen sind für blinde Menschen fast genauso unangenehm wie Achtlosigkeit – etwa ein gedankenlos an den Kopf geworfenes „Kannst net lesen!, Steht e oben!“ als Antwort auf die Frage wohin der Zug oder Bus fährt.

Wolfgang Kremser vom Verkehrsgremium der Sehbehinderten- und Blindenorganisationen der Ostregion hat ein paar Tipps, wie wir alle, vor allem aber unsere Mitarbeiter im Fahrdienst, blinden Fahrgästen wirkungsvoll und unaufdringlich helfen können. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die keinen großartigen Aufwand bedeuten, blinden Fahrgästen das Leben aber ungemein erleichtern.

Lärm ist für blinde Menschen wie starker Nebel für Sehende. Eine Orientierung ist bei starkem Umgebungslärm für sie nur äußerst schwer möglich. Ein wenig mehr Kommunikation zwischen Fahrer und blindem Fahrgast würde in vielen Fällen zu einer akustischen „Verständigung“ führen, die manches erleichtert. Wenn Sie einen sehbehinderten Fahrgast bemerken, dann sprechen Sie ihn doch einfach direkt an und fragen Sie ihn, ob er Hilfe benötigt. Auch wenn er keine Hilfe braucht, weiß er dann auf alle Fälle, dass er bewusst wahrgenommen worden ist. Mit gutgemeinten Hinweisen, wie „Da können Sie sich anhalten!“ oder „Dort ist ein Sitzplatz frei!“ kann ein blinder Fahrgast nicht viel anfangen. Hinweise sollten sehr konkret formuliert werden wie zum Beispiel: „Der Sitz hinter der Fahrertüre ist frei“,

Blinde und hochgradig sehbehinderte Fahrgäste können außerdem die Zielschilder oder Zielanzeigen der öffentlichen Verkehrsmittel nicht erkennen.

Wenn Sie als Fahrer oder Lenker eine sehbehinderte Person, die sich durch gelbe Armbinde bzw. weißen Blindenstock kennzeichnet, in einer Haltestelle bemerken, dann geben Sie doch einfach das Fahrziel über Außenlautsprecher bekannt. Ein Zuruf aus der geöffneten Fahrertür erfüllt selbstverständlich denselben Zweck, wenn der sehbehinderte Fahrgast in unmittelbarer Nähe der Fahrertüre steht.

Vor allem auf Strecken mit mehreren Linien bzw. in Doppelhaltestellen wäre diese Vorgangsweise für hochgradig sehbehinderte Fahrgäste eine große Hilfe.

Häufig wird schwer sehbehinderten oder blinden Fahrgästen beim Einsteigen in ein öffentliches Verkehrsmittel von den Fahrgästen ja irgendwie Hilfe zuteil. Diese gut gemeinte Hilfe wird aber oft so nachdrücklich oder durch mehrere Personen zugleich angeboten, dass der Blinde eher wie ein Sack hinein- oder hinausgeschoben wird, statt ihm die Möglichkeit zu geben, wie jeder andere Fahrgast ein- oder auszusteigen.

Johann Ehrengruber
Mitarbeitermagazin der Wiener Linien

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