Wichtige Hinweise für sehbehinderte und blinde Menschen, die bei der Querung von Fahrbahnen zu bedenken sind

Auch wenn ein KFZ-Lenker einen Fußgänger erkennt, kann er nicht sofort stehen bleiben!

Im Geschwindigkeitsbereich bis zu 50 km/h ist mit einer Anhaltezeit von 2 Sekunden (bei 30 km/h), bis 3 Sekunden (bei 50 km/h) unbedingt zu rechnen (normale Witterungsverhältnisse vorausgesetzt).

Bei höheren Fahrtgeschwindigkeiten sind die Anhaltezeiten noch wesentlich höher!

Daher ist es als sehbehinderter oder blinder Straßenverkehrsteilnehmer im eigenen Interesse, vor Querung einer Fahrbahn anzuhalten um sich überzeugen zu können, dass sich kein Fahrzeug nähert.

Geschwindigkeiten pro Sekunde:

30 km/h = 8,33 (8,5) m pro Sekunde

36 km/h = 10 m pro Sekunde

50 km/h = 13,88 (14) m pro Sekunde

Berechnung des Anhalteweges (vereinfachte Fahrschulformel):

Anhalteweg in Meter = Reaktionsweg + Bremsweg

Geschwindigkeit = Geschwindigkeit in km/h

Reaktionsweg = (Geschwindigkeit/10) x 3

Reaktionsweg ist der Weg vom Erkennen einer Gefahr bis zum Einleiten einer Gegenmaßnahme (bremsen, ausweichen, beschleunigen) und wird mit etwa einer Sekunde angenommen. Am Ende des Reaktionsweges wird nach wie vor die ursprüngliche Geschwindigkeit gefahren.

Bremsweg = (Geschwindigkeit/10) x (Geschwindigkeit/10)

Bremsweg ist der Weg vom Einleiten einer Bremsung bis zum Stillstand und hängt unter anderem von Geschwindigkeit, Fahrbahnzustand, technischer Zustand der Bremsanlage, ABS – Stärke der Bremsung, bergauf / bergab, Gegenwind / Rückenwind, ab.

Das heißt:

Anhalteweg bei 50 km/h:

Reaktionsweg: 5 x 3 = 15 m

Bremsweg: 5 x 5 = 25 m

Anhalteweg bei 50 km/h = 40 m

Umgelegt auf Zeit:

Ein Fahrzeug benötigt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h 3 Sekunden zum Anhalten (trockene Straßenverhältnisse vorausgesetzt – nasse Fahrbahn doppelter bis Eisfahrbahn vierfacher Bremsweg)!

(Ergibt sich aus dem Anhalteweg geteilt durch die Geschwindigkeit pro Sekunde – 40/14 = 2,86 Sekunden)

Hinweis

Bei Vollbremsung werden drei Viertel des Bremsweges benötigt, um auf die halbe Geschwindigkeit herunter zu kommen.

Die Anprallwucht steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit.

Ein Anprall mit 50 km/h hat die vierfache Wucht eines Anpralles mit 25 km/h.

Ein Anprall mit 75 km/h hat die neunfache Wucht eines Anpralles mit 25 km/h.

Autoren

  • Ing. Günther Ertl
  • Wolfgang Kremser