Blinder Fotograf

Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte!

Oftmals zeigt erst ein Bild deutlich, was schwer zu beschreiben ist. Aber wie kann jemand, der nichts sieht anderen ob so mancher Gedankenlosigkeiten die Augen öffnen?

Für viele ist sicherlich alleine schon der Gedanke, dass blinde Menschen fotografieren, vollkommen absurd. Was soll da fotografiert werden, wenn der Fotograf nichts sieht?!

Einige internationale Beispiele beweisen, dass unter gewissen Voraussetzungen auch von blinden Menschen aussagekräftige oder künstlerische Aufnahmen gemacht werden können.

Ich beschäftige mich aber nicht mit heimeligen Familienfotos oder Porträts, sondern mit Aufnahmen aus der harten Alltagsrealität. Aufnahmen die sehenden Betrachtern verdeutlichen sollen, wie problematisch bis gefährlich so manch eine alltägliche Situation für sehbehinderte und blinde Menschen sein kann.

Ein gewisses Gefühl, in welche Richtung die Kamera zu halten ist, habe ich aus der Zeit behalten, in welcher ich trotz bereits eingeschränkten Sehvermögens noch die Objekte sehen konnte. Die optische Ortung ist mir nicht mehr möglich, jedoch reicht in den meisten Fällen etwa die Richtung aus. Mehrere Fotos, aus verschiedenen Entfernungen und Winkeln, je nach Objekt bis zu 20 und mehr Aufnahmen, sind erforderlich. Für Veröffentlichungen suchen sehende Personen die Bilder mit der größten Aussagekraft aus der Serie heraus und wenn notwendig werden sie nachbearbeitet.

Die Motive meiner fotographischen Tätigkeit sind vielfältig, wie z.B. mangelhafte Baustellen- und Gefahrenbereichsabsicherungen und andere Hindernisse im öffentlichen Raum, die für sehbehinderte und blinde Menschen eine Gefahrenquelle bedeuten. Da ich sehr viel selbstständig unterwegs bin, stoße ich immer wieder auf solche Objekte. Vorerst wird von mir einmal das Ding betastet, damit ich mir eine Vorstellung machen kann und anschließend fotografiert. Bei der Durchsicht der Aufnahmen von sehenden Personen gibt es oftmals ein Aha-Erlebnis, was ich da wieder in meinem Kasten eingefangen habe. Filmmaterial wäre schlichtweg für mich als Privatperson zu teuer, deshalb mache ich die Bilder mit einer Digitalkamera, deren Qualität für die Veröffentlichung der Aufnahmen in Artikeln und im Internet vollkommen ausreicht. Ein weiterer Vorteil der Kamera ist die große Anzahl an Aufnahmen, die auf einer Speicherkarte möglich sind sowie die Automatisierung sämtlicher Einstellungsparameter.