Weshalb wurde das erste Blindenleitsystem in der Wiener U-Bahn in der Station Taubstummengasse errichtet?
Frage: (Mai 2004) Weshalb wurde das erste Blindenleitsystem in der Wiener U-Bahn in der Station Taubstummengasse errichtet?
Antwort: (Günther Ertl, Roland Krpata, Wolfgang Kremser) Zum Zeitpunkt der Entwicklung und Erprobung von Blindenleitsystemen in der Wiener U-Bahn befand sich die Direktion der Wiener Linien noch im 4. Bezirk, in der Favoritenstraße 9-11, in unmittelbarer Nähe der U-Bahn-Station Taubstummengasse der Linie U1.
Die U1 Station Taubstummengasse wurde 1993/94 aufgrund der Nähe zur Direktion der Wiener Linien und des vorhandenen Mittelbahnsteiges mit an den Enden liegenden Aufgängen für den Test des ersten Blindenleitsystems in Wiener U-Bahn-Stationen gewählt.
Das erste Blindenleitsystem bestand aus schwarzer Bodenmarkierungsfarbe, in die zur Rutschhemmung kleinste Glasperlen eingestreut wurden, aufgebracht auf den Asphaltboden.
Der Leitstreifen bestand aus 7 erhabenen Linien mit je ca. 3 cm Breite und dazwischen liegenden, ebenfalls ca. 3 cm breiten Nuten. Gesamtbreite des Blindenleitstreifens ca. 40 cm. Gesamthöhe der Linien ca. 5 mm, wobei die beiden Randlinien etwas niedriger ausgebildet waren, um die Stolpergefahr zu minimieren.
Fotos des ersten Blindenleitsystems zeigten bei Verwendung von Blitzaufhellung nicht schwarze, sondern weiße Leitstreifen, bedingt durch die Lichtreflexion der eingestreuten Glasperlen. Der ursprüngliche Einwand von Architekten gegen weiße Leitlinien konnte mit Hilfe der mit Blitz erfolgten Fotoaufnahmen entkräftet werden.
Alle weiteren Blindenleitsysteme in Wiener U-Bahn-Stationen auf Asphaltbelag wurden mit weißer Bodenmarkierungsfarbe aufgebracht.
Das erste Blindenleitsystem aus schwarzer Bodenmarkierungsfarbe in der Taubstummengasse wurde im Zuge des Einbaues eines Liftes in die Station vollkommen erneuert und durch weiße Leitstreifen ersetzt (5. Mai 2004).
Zum Zeitpunkt der Erneuerung zeigten die schwarzen Leitlinien vor allem an stark begangenen Stellen Abnützungserscheinungen, waren insgesamt aber noch gut tastbar.
Wolfgang Kremser